„Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassungen und Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen“.


Quelle: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.

Ergotherapie wird meist in Einzeltherapie angewandt, kann aber auch als Gruppentherapie stattfinden. Während individuelles motorisches, kognitives oder gezieltes Alltagstraining in wie z.B. Training der Körperpflege oder Ankleiden in einer 1:1 Situation erfolgreicher ist, kann die gestalterisch-künstlerische, das alltagsnahe Kochtraining, sowie das sozio-emotionale Training in einer Gruppe von 3-5 Personen bedeutend mehr Sinn machen. 


Hier werden lebenspraktische Fähigkeiten trainiert, sowie verloren gegangene Kenntnisse aktiviert und mit neuen Inhalten verknüpft.

Ergotherapie als ärztliche Verordnung

Ergotherapie kann auf Verordnung Ihres Haus – oder Facharztes durchgeführt werden - eine Leistung, die von den gesetzlichen und vielen privaten Krankenkassen abgedeckt ist. 


Selbstverständlich bieten wir ergotherapeutische Behandlungen auch als Privat abzurechnende Leistung an. In der Ergotherapie werden Störungsbilder in motorisch-funktionelle, sensomotorisch-perzeptive, psychisch-funktionelle und Hirnleistungsstörungen unterschieden.

MFB / Motorisch-Funktionelle Behandlung

dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Einschränkungen der motorischen Funktionen mit oder ohne Beteiligung des peripheren Nervensystems und der daraus resultierenden Fähigkeitsstörungen. Zu Funktionseinschränkungen zählen Störungen der aktiven und passiven Bewegung, der Haltung, der Grob- und Feinmotorik, der Sensibilität oder Schmerz, Muskelinsuffizienz, Verkürzungen, Kontrakturen, Narbenbezüge.

Fähigkeitsstörungen der Selbstversorgung, bei der Alltagsbewältigung, Beweglichkeit und Geschicklichkeit. Ziele der motorisch-funktionellen Übungen sind: Abbau der destruktiveren Haltungs-und Bewegungsmuster, Aufbau der Muskelfunktionen und deren Koordination, Verbesserung der Grob- und Feinmotorik, Vorbeugung gegen Fehlstellung und Fehlhaltung, Desensibilisierung/Sensibilisierung der einzelnen Sinnesfunktionen, Schmerzlinderung oder Narbenabhärtung.

Motorisch-Funktionelle Störungen

  • Aktive und passive Bewegungsstörungen (z.B bei Apoplex, Morbus Parkinson, Osteoporose)
  • Störung der Fein – und Grobmotorik
  • Handfunktionsstörung (z.B. nach Operationen, dem Sudeck´sches Syndrom, Karpaltunnelsyndrom, Dupuytrensche Kontraktur)
  • Störungen der Haltung
  • Sensibilitätsstörungen
  • Kontrakturen

SPB / Sensomotorisch-Perzeptive Behandlung

bedeutet das Zusammenspiel von sensorischen (sinnbezogenen) und motorischen (bewegungsbezogenen) Leistungen. Die direkte Steuerung und Kontrolle der Bewegung, aufgrund von Sinnesrückmeldungen. Perzeption heißt Wahrnehmen. Gemeint sind – unbewusste Prozesse individueller Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung.

Selbständigkeit und Handlungskompetenz sind die übergeordneten Ziele der Sensomotorisch-Perzeptiven Behandlung. Um dieses Ziel zu erreichen müssen Teilziele wie z. B Verbesserung der Bewegungsabläufe, der Wahrnehmungsverarbeitung sowie die Konzentration und Ausdauer erarbeitet werden.

Sensomotorisch-Perzeptive Störungen:

  • Störungen der Körperhaltung, Körperbewegung und Koordination
  • Entwicklungsstörungen (angeborene Fehlbildungen) 
  • Störungen der Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung
  • Störungen der Sensorischen Integration (ADS/ADHS, Autismus, Teilleistungsstörung)
  • Störungen im Gesichtsfeld mit und ohne Neglect
  • TH / Thermische Anwendung – Wärme/Kälte Behandlung ist zusätzlich zu Motorisch-Funktionellen oder Sensomotorisch-Perzeptiven Behandlung als ergänzendes Heilmittel dann verordnungsfähig, wenn sie einer notwendigen Schmerzreduzierung, bzw. Muskeltonus Regulation dient.

PFB / Psychisch-Funktionelle Behandlung

dient der gezielten Therapie von Beeinträchtigungen der psychosozialen und sozioemotionalen Funktionen und den daraus resultierenden Fähigkeitsstörungen.

Zu den ergotherapeutischen Methoden zählen hier u. a. Handwerkliche und gestalterische Methoden, Training der Selbsthilfetätigkeiten (ADL – activities of daily Living. Zu Deutsch ATL = Aktivitäten des täglichen Lebens.

Psychisch-Funktionelle Störungen:

  • Störungen des Antriebs und des Willens
  • Störungen des Realitätsbewusstseins und der Selbsteinschätzung
  • Störung der Kognition (z.B. Neurotische Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, Abhängigkeitssyndrom)
  • Störung des Denkens und der Denkinhalte
Patientin bei einer Handübung mit einem Igelball in der Ergotheraphie bei Furtwangen

NOB / Neuropsychologisch orientierte Behandlung

Ein ergotherapeutisches Hirnleistungstraining dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Störungen der neuropsychologischen Hirnfunktionen, insbesondere der kognitiven Störung und der daraus resultierenden Fähigkeitsstörungen, wie z.B. Mangelnde Konzentration, Aufmerksamkeit und Ausdauer.

Störungen der visuellen und auditiven Wahrnehmung, Wahrnehmungsgeschwindigkeit. In der neuropsychologisch orientierten Behandlung wenden wir auch gerne computergestützte Verfahren wie RehaCom und Cogpack an.

Neuropsychologische Störungen:

  • Aufmerksamkeitsstörung, z.B. ADHS
  • Konzentrationsstörungen
  • Ausdauerstörung der Aufmerksamkeit und des Reaktionsvermögens
  • Gedächtnisstörung

Therapeutische Ziele der Ergotherapie

  • Verbesserung und Erhalt der Selbstversorgung und Alltagsbewältigung, sowie der Geschicklichkeit, Beweglichkeit und Mobilität
  • Entwicklung und Verbesserung der graphomotorischen Funktionen und soziemotionaler Kompetenzen, der kognitiven Funktionen/Kompensation eingeschränkter praktischer Möglichkeiten.
  • Kompensation nicht entwickelter oder verlorengegangener Funktionen und Erlernen von Ersatzfunktionen
  • Erlangung von Handlungs- und Alltagskompetenzen sowie Fähigkeiten des täglichen Lebens unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Mittel.
  • Beratung über Hilfsmittel und Training der alltagsrelevanten Tätigkeiten
  • Belastungserprobung
  • Arbeitsplatz – und Wohnraumanpassung